Heute darf ich wieder einen wunderbaren Gast im Interview begrüßen. Bei mir ist heute Sonja Strohmer. Liebe Sonja, ich freue mich extrem, dass du heute da bist!
Sonja: Ja, Hallo und Gratulation schon zur 12ten Folge.
Stefan: Mit Sonja spreche ich über den Begriff Work Smart und was Ihn von New Work unterscheidet, und das Arbeiten mit und Nutzen und Lernen von Communities. Und auch auf die Themen Menschenzentrierung und (Eigen)Verantwortung stoßen wir – wieder einmal 🙂 Wir sprechen über die Wichtigkeit Multiplikatoren im Unternehmen zu finden, den Einsatz kollegialer Fallberatung, und die vielleicht provokante Empfehlung Menschen in gegebenem Fall auch wieder von der „Bürde“ der Führung zu befreien.
Sonja Strohmer ist die Initiatorin und Community Lead des UnternehmensnetzwerksWork Smart Circle für Unternehmen auf Kulturentwicklungsreise. Die People & Innovation-Enthusiastin unterstützt Unternehmen bei der Weiterentwicklung in Sachen Neues Arbeiten und setzt dabei ganz besonders auf innovative Social Learning-Formate von und mit PraktikerInnen. Dafür wurde sie für den Österreichischen Gründerpreis PHÖNIX nominiert.
Sie war zuvor Personalleiterin im IT Consulting und der Industrie, Lektorin für HRM und Organisationssoziologie und als mehrfach ausgezeichnete Arbeitsforscherin an der Universität Wien, für die ILO, FORBA und Eurofound tätig. Berufliche Stationen und das Studium führten sie nach Washington, D.C., Prag und Genf. Sonja ist systemischer Coach und absolvierte ein Doktoratsstudium zum Thema internationales Personalmanagement.
Ja, liebe Sonja, soweit zu den Fakten deines Lebenslaufs, aber nun die bitte: Würdest du dich selbst kurz vorstellen, wer ist Sonja? Wo kommst du her, beruflich oder privat, was immer du teilen möchtest, und was treibt dich an?
Wer ist Sonja Strohmer?
Sonja: Ja, gerne. Ich im Waldviertel bin da geboren, dann ziemlich schnell nach Wien gezogen haben. Ich bin ich sehr wohlbehütet aufgewachsen, aber auch einfachen Verhältnissen, awar dann die erste Akademikerin in der Familie und hab von den Werten her Leistung sehr groß geschrieben. Ich hab dann eine Muster Schülerkarrieren hingelegt, danach Soziologie studiert. Danach war ich an der Botschaft in Washington, eine Zeit lang in der Unternehmensberatung, dann kam das erste Kind. Ich spanne den Bogen soweit, weil ich mir bis dahin relativ gut aussuchen konnte, was ich arbeiten will oder welche Stelle ich annehme, und das hat sich dann doch ziemlich geändert mit diesem Schritt, dass ich Mutter geworden bin und hat für mir total viel bewegt
Denn auf das wartet dann eigentlich der Arbeitsmarkt nicht wirklich, also Leute, die weiterhin was recht herausforderndes, verantwortungsvolles machen wollen, aber nicht 45 Stunden oder mehr dafür aufbringen können oder wollen. Ich hatte dann die glückliche Fügung, dass ich was gefunden hab, in dieser Kombination, aber das hat schon viel von mir gefordert, und ich musste das richtig rein verhandeln. Aus dem heraus ist dann stark der Wunsch entstanden, ich möchte was bewegen, was verändern in der Arbeitswelt.
Stefan: Danke für das Teilen. Unabhängig davon, bevor wir auch noch mal inhaltlich einsteigen, können wir jetzt sagen, Gott sei dank hast du den Schritt gemacht. Aber wie du jetzt erzählt hast, was das Mutter werden – und das mag auch für Väter gelten wenn diese auch gleichberechtigte Betreuung übernehmen – bedingt hat, nämlich dass man Menschen wie Dich für die klassischen Unternehmen als Angestellte verliert, weil die Rahmenbedingungen nicht passen. Ich hoffe, das ändert sich noch stark. Hast du es jemals bereut?
Sonja: Nein 🙂
Stefan: Gibt’s eine Chance, dich zurückzukriegen in ein klassisches Angestelltenverhältnis?
Sonja: Es macht schon wahnsinnig viel Spaß jetzt. Ich kann mir das im Moment ganz schwer vorstellen. Und ich komme mir natürlich direkt exotisch vor, obwohl ich überhaupt nicht exotisch bin. Es gibt so viele Menschen, die Kinder haben und etwas erreichen wollen. Aber eben nicht im klassischen Modell verfügbar sind.
Stefan: Im Vorgespräch sind wir auch sehr rasch auf das Thema New Work gekommen. Der ist ja mittlerweile manchmal auch schon zu einem Buzzword verkommen, nämlich als Titel oder als Begriff, auch wenn ich persönlich von den Inhalten und Konzepte dahinter viel halte. Was verstehst du denn darunter? Und vielleicht kannst du den Link schaffen zu dem Thema Work Smart oder Smart Work , wie hängt das zusammen?
Work Smart – Smart Work – New Work: Wie hängt das zusammen?
Sonja: Ich habe eben bewusst für dieses Netzwerk Work Smart gewählt, weil für mich dieser Begriff, wie du sagst, mittlerweile schon so eine Projektionsfläche für alles Mögliche ist. Für viele ist es sehr schwammig, und jeder projiziert was rein, und ich glaube, es ist von Unternehmern oder vom Management auch oft gar nicht böse gemeint oder keine böse Absicht. Dann aber schafft so ein Begriff auch Frustration, weil jeder was anderes darunter versteht.
Eine Definition die ich für mich als hilfreich finde, ist, dass New Work menschenzentrierte, sinnstiftende und zukunftsorientierte Arbeit ist. Ich hab dann versucht, das runter zu brechen, was das ganz praktisch für mich heißt, also wirklich richtig greifbar. Dazu passt für mich auch das Bild wenn man bspw. aufs Handy schaut und jetzt die Führungskraft anruft, wie fühlt sich das an, was passiert da? Krampft sich der Magen vielleicht kurz zusammen, ist der erste Gedanke: habe ich irgendwas falsch gemacht? Habe ich was vergessen? Oder ist es ein Gefühl, dass man sagt: Ah, okay, schön, da können wir uns wieder mal austauschen, dieses Gefühl von vertrauen, wir ziehen so einen Strang, wir wollen gemeinsam was erreichen. Das wäre für mich dann so ein Moment, da sind eigentlich schon ziemlich weit bei dem Thema.
Stefan: Ganz konkrete Frage: Was verstehst du dann unter Smart Work?
Sonja: Ja, also für mich ist es ganz nah angelehnt an New Work. Im Grunde ist es auch diese Menschenzentrierung? Wo wollen wir eigentlich gemeinsam hin? Was ist da ein guter Weg dahin, dass es den Menschen im Unternehmen gut geht, damit sie im Unternehmen erfolgreich sein können, weiterkommen könnnen.
Ich habe auch die Anregung damals zum Begriff auch über die Unternehmensseite von einer Initiative in der Schweiz bekommen, die hat auch Work Smart verwendet. Oft geht es bei Work Smart dann sehr stark um Arbeitszeit und Arbeitsort, Flexibilität. So sehe ich es jetzt nicht nur, wenn es um neues arbeiten, moderne Unternehmenskultur geht.
Stefan: Ich persönlich bin ja überzeugt, dass es wichtig ist gewisse Begriffe zu verwenden, aber gut definiert, damit sie nicht in irgendeine Buzzword Ecke gedrängt werden. Und ich nutze auch dich jetzt als super-smarten Gast und greife nochmal das Thema Employee Experience auf. Denn wenn du mir das so erzählst und auch wenn mich Leute fragen was das denn nuns sei, sage ich am Anfang immer, es geht mir darum, ein Unternehmens Umfeld zu schaffen, das modern, mitarbeiterzentriert ist nach innen, und kundenzentriert nach außen. Man weiß auch, dass es ein ganz wichtiger Punkt ist, wenn es drum geht dass Menschen über sich hinausgehen, dass Sie einen Sinn in dem erkennen was sie tun. Sprich, alles, was du gesagt hast, würde ich persönlich eins zu eins auch gleich und das Thema Employee Experience subsumieren. Nun die Frage: Kannst du mit dem Begriff was anfangen? Wie siehst du das?
Was hat Employee Experience damit zu tun?
Sonja: Also ich finde solche Diskussionen sehr spannend. dIch glaube, dass es auch so wie du gesagt hast Überschneidungen gibt. Ich habe mir in der Vorbereitung auch Definitionen angeschaut, und habe an Gespräche gedacht mit Menschen, die für das Thema verantwortlich sind in Organisationen. Für mich kommt Employee Experience stark aus dem Customer Experience Denken, umgelegt auf Mitarbeitende? Zu sehen, was ist die Mitarbeiter Journey, was sind diese wichtigen Momente die prägen. Ich glaube, es gibt keine Firma, die sich ernsthaft um das Thema kümmert und keine Mitarbeiterbefragungen macht oder Fokusgruppen. Damit ist auch dieses Interesse am Einzelnen ein ganz starker Bestandteil. Dazu kommen als Bausteine Analytik und Zielorientierung. Für mich erzeugt das aber auch etwas Distanz im Sinne von wir als Unternehmen oder die Unternehmensleitung, und dann hat man nochmal dieses gegenüber den Kunden – oder im Falle der Employee Experience eben die Mitarbeitenden. Etwas überzogen könnte man dann ja auch von einer „Friendship Experience“ sprechen oder einer „Lover Experience“ 🙂 Wie siehst du das?
Stefan: Ich finde den Blickwinkel super, weil tatsächlich habe ich den gar nicht, und das liegt wahrscheinlich an meiner Bubble 😉 Aber ich finde es einen spannenden Gedanken und da werde ich drüber nachdenken. Für mich bedeutet das nämlich mehr Nähe zu schaffen, und wenn es Begriff bei manchen Menschen das Gegenteil auslösen kann, dann muss ich da hinschauen.
Eine Sache ist für mich aber ganz klar: immer, wenn jemand sagt, Mitarbeiter sind Kunden, da stellt es mir die Haare auf. Das sehe ich überhaupt nicht so. Ich sehe die parallelen zum Thema Customer Experience definitiv, Menschenorientierten Danken und in den Methoden die dort ja schon Jahrzehnte existieren, dem Thema Analyse und Kennzahlen, die es braucht um steuern zu können, und das Verstehen wollen wie Menschen „ticken“. Wenn es solide und ehrlich gemacht ist natürlich, also wenn ich wirklich daran interessiert bin wie sich Kunden bei uns wohlfühlen, natürlich mit dem Ziel, dass ich dann etwas verkaufe. Aber nicht: verkaufen um jeden Preis, vielleicht sogar blenden und täuschen.
Wenn es gut macht, dann würde ich sagen, schafft man Nähe, weil tatsächlich rüber kommt: du bist mir wichtig, und ich möchte, dass du dich wohlfühlst, und automatisch kommt dann dabei ein besseres Unternehmensergebnis raus, du bist Gesünder, es gibt weniger Abwesenheiten et cetera.
Ich würde sagen, wir stellen das Thema Begriffsdefinitionen jetzt ein und gehen zum Thema Community, das Arbeiten und Lernen in Communitys auch über Unternehmensgrenzen hinaus. Da hast du mit dem Work Smart Circle in Österreich eine wunderbare Initiative ins Leben gerufen, meines Wissens die erste und einzige zu dem Thema. Kannst du kurz erzählen für alle, die es nicht kennen, warum es dabei geht, was die Idee dahinter ist, wie du dazu gekommen bist?
Was ist der Smart Work Circle?
Sonja: Also Work Smart Circle ist ein Unternehmensnetzwerk, und es dreht sich darum das Unternehmen zusammenkommen, die sich auf Kulturentwicklung befinden. Die Idee war den Raum zu schaffen, wo es einen Praktikerinnenaustausch gibt, der sonst eher schwierig selbst zu organisieren ist. Also zum einen geht es um inhaltlich fachlichen Austausch, in die Themen reinzugehen, nicht nur an der Oberfläche zu kratzen. Es ist aber auch ein stark emotionales Thema, sich gegenseitig zu stärken bei Themen, wo man ansteht und auf Widerstände stößt, und da hilft es einfach wenn man merkt, dass andere ähnliche Themen haben. Kollegiale Fallberatungen ist ein ganz wichtiges Thema. Und Aufbau eines Netzwerks das ich fragen kann und bei dem ich Unterstützung bekommen kann.
Stefan: Kommen da sowieso nur Leute hin, die ohnehin schon sehr menschenzentriert sind und proaktiv, wie man sagen würde, und nicht reaktiv, und damit sowieso Leute, die schon engaged sind?
Sonja: …
… Ausnahmsweise gibt es hier mal eine Lücke in der Transkription, da die Auto Übersetzung nicht geklappt hat und ich momentan nicht die Zeit erübrigen möchte, den Teil manuell abzutippen. Ich hoffe auf Euer Verständnis, und dass das bisherige Interview Euch Lust gemacht hat in den Podcast reinzuhören! …
Stefan: Vielen Dank. Neben den guten Hinweisen für die Hörerinnen und Hörer hast du mir gerade auch Themen für mindestens drei Podcastfolgen geliefert, die ich total spannend finde. Zum Abschluss noch meine 2 Standard Fragen an alle Gäste. Ich glaube, du kennst die schon 🙂 Die erste: was war für dich persönlich so ein ganz besonderer Moment that Mattered in deiner Karriere, der dich entweder bis heute noch sehr positiv begleitet oder auch vielleicht negativ in Erinnerung geblieben ist. Gibt es da was, was du teilen möchtest?
Sonjas Moment that Mattered
Sonja: Ich habe mir das natürlich vorab überlegt, und am Anfang waren es gleich mal negative Themen die mir eingefallen sind. Ich will aber unbedingt was Positives sagen, und zwar das folgende Erlebnis: ich habe einen neuen Job angetreten, und das war noch in den Zeiten, wo Homeoffice durchaus noch exotisch war. Es war so, dass es punktuell möglich war, und ich mir immer die Freigabe von meinem Chef dafür geholt habe für den bestimmten Tag. Und dann kam der Moment, da hab ich gefragt, ob ich an einem Freitag Homeoffice machen kann. Und dann hat mein Chef gesagt, das kommt ihm irgendwie komisch vor das ich für die einzelnen Tage immer freigeben muss. Hören wir damit auf und sagen wir einfach einmal in der Woche kannst Du dir frei Homeoffice einteilen. Das war für mich wirklich so ein ein Ankommen, ein Vertrauensbeweis.
Stefan: Super, cooles Beispiel, weil total praxisrelevant, noch immer oder gerade wieder nach der Pandemie wo es ja Tendenzen in beide Richtungen gibt, also mehr Remote vs. Zurück ins Office. Und vor allem finde ich auch ein schönes Beispiel, dass es garl nicht viel braucht, um so einen Moment zu schaffen. Also Supersache! Vielen Dank fürs Teilen. Ja, und wir haben es vorher schon angesprochen, Du ist ja mein erster Gast, der von meinem ersten Gast empfohlen wurde (Elisabeth Petracs). Wer sollte denn deiner Meinung nach hier mal bei mir zu Gast sein, oder wen würdest du selber gerne mal im Interview hören? Hast du eine Empfehlung?
Sonjas Gäste Empfehlung
Sonja: Auf jeden Fall, und da hätte ich wirklich einige Empfehlungen, aber heute nenne ich einmal Maria Geir, die Gründerin von Octentricity.
Stefan: Vielen Dank, also ich kenne Maria noch nicht – werde ich mir gleich anschauen und klingt extrem spannend.